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Physik lernen
Es ist für viele Schulkinder eine Quelle von Unsicherheit und vielleicht auch Einschüchterung: der Physikunterricht! Das sollte jedoch nicht so sein, denn im Grunde ist jedes Kind und auch jeder Erwachsene zu einem gewissen Grad neugierig auf Antworten zu der Frage „Warum“. Und wer immer wieder und immer weiter nach dem „Warum“ fragt, der endet zwangsläufig irgendwann entweder bei der Physik oder bei der Philosophie – manchmal auch beidem.
Physik hat ein Imageproblem
Während wir es natürlich sehr wichtig finden, dass jedem jungen Menschen zumindest oberflächlich die Naturwissenschaft Physik vorgestellt wird, wird dem Schulfach leider oft ein eher negatives Image angehängt: es sei sehr mathe-lastig, abstrakt, lebensfern und sowieso viel zu schwer für Normalsterbliche und ihre Standard-Gehirne. Darin liegt das erste Problem: Die Physik nimmt in den Köpfen vieler Kinder bereits eine bedrohliche Form an, bevor sie sich überhaupt eine eigene Meinung bilden konnten. Und wenn man an eine Sache mit einer Mentalität von wegen „das werde ich wahrscheinlich sowieso nicht können“ herangeht – na, dann wird es wahrscheinlich auch so sein.

Alles ist Physik
Jede erste Physikstunde würden wir also darauf verwenden, den Schülern jede womöglich vorinstallierte negative Perspektive auf die Naturwissenschaft zu nehmen. So etwas steht nämlich nur im Weg und macht blind gegenüber dem, was die Physik mehr als jedes andere Fach bietet: der Befriedigung von Neugier! Und wirklich vermeiden kann man die Physik sowieso nicht, denn sie ist in uns und um uns herum; sie ist allgegenwärtig.
Deshalb ist Physik für jeden, der die Welt verstehen will, der wissen will, wie sich Dinge bewegen und warum sie das genau so tun, der wissen will, wie es eigentlich sein kann, dass ein Flugzeug fliegt und Schiffe nicht untergehen, warum Glühbirnen leuchten, Schnee fällt, Sonnenuntergänge rot sind und Atomkraft so gefährlich sein kann – Physik ist wirklich überall um uns herum und beeinflusst alles. Das mag etwas arrogant klingen, aber genauso ist es schließlich auch mit Chemie (alles besteht schließlich aus Stoffen und Atomen) und Biologie, die Lehre vom Wunder des Lebendigen.
Physik und Mathe
Naturwissenschaften haben es eben so an sich, untrennbar mit uns und unserer Umwelt verknüpft zu sein. Wenn man sich das mit ein paar interessanten Beispielen (und davon gibt es sehr, sehr viele) einmal vor Augen führt, dann erscheint Physik ganz schnell nicht mehr so lebensfern und abstrakt. Idealerweise schaffen Physiklehrer es so, auch zunächst skeptischen Schülern bald zu zeigen, wie unglaublich faszinierend und relevant dieser Zweig der Naturwissenschaften ist. Und sobald dieses generelle Interesse geweckt ist, kann jedem Menschen wenigstens eine Grundlage von Physikverständnis vermittelt werden – egal, ob jung oder alt, weiblich oder männlich, mathe-begabt oder nicht.
Ja, was ist mit Mathe? Gerüchte halten sich hartnäckig, dass Physik essenziell nichts anderes als pure, angewandte Mathematik wäre und deshalb eigentlich sogar noch schwerer als Mathe selbst. Wer in Mathe schlecht ist, hat demnach in Physik von vorneherein keine Chance. Das stimmt so nicht ganz. Wie ein Physiker-Kollege es einmal gesagt hat: Mathe dient im Kontext der Physik als eine Art Sprache, mit der man Fragen an die Natur stellen kann – und die Natur beantwortet diese Fragen dann ebenfalls in dieser Sprache, denn Naturphänomene werden quantitativ messbar gemacht. Daher ist ein großes Interesse an Mathe unabdingbar, aber ein Mathe-Genie muss man nicht sein.
Studieren? Probieren!
Bringt man ein solches Grundinteresse an Mathe mit, kann gut logisch denken und fragt immer wieder nach dem „Warum“ in der Welt, dann stellt sich für viele nach dem Abitur die große Frage: Physik studieren oder nicht? Hier kann es wieder zu Einschüchterung kommen, schließlich weiß jeder, dass der Arbeits- und Lernaufwand an der Uni noch mal ein ganz anderes Level ist als auf dem Gymnasium. Selbst Physik-Leistungskursler sind eigentlich nur auf die ersten zwei Wochen des Erstsemesters wirklich vorbereitet – das besagt zumindest ein Artikel der Fachschaft Physik der TU Dortmund, der sich ganz speziell an physikinteressierte Abiturienten richtet. Diesem Artikel stimmen wir in Vielem zu, vor allem jedoch: Wer echtes Interesse hat, der sollte nicht weiter zögern, sondern es einfach ausprobieren. An einem Studiums-Abbruch nach dem ersten Semester ist absolut nichts Schlimmes – dann weiß man wenigstens sicher, dass es doch nichts für einen ist. Und sowieso bereut man im Leben immer die Dinge am meisten, die man nicht versucht hat!